Entsetzen über Zustände im Flüchtlingscamp
04. Mai 2021 - Allgemein, Moria
Große Bestürzung und ein Gefühl der Hilflosigkeit herrscht bei der Initiative „Wir machen mit“, die seit Ende vergangenen Jahres engagiert für die Verbesserung der medizinischen Versorgung der Flüchtlinge auf der Insel Lesbos einsetzt. Jüngste Nachrichten und Videos, die ihnen die Partnerin vor Ort, die Physiotherapeutin Fabiola Velasques, aus Lesbos sendete, sorgen für ungute Gefühle und Unruhe über die Gesundheit der Menschen im Lager.
Wie Velasques berichtet, ist am vergangenen Donnerstag das Lager Kara Tepe, in dem sich auch ihr medizinischer Therapie-Container befand, in einer Nacht- und Nebelaktion geschlossen worden. Kara Tepe sei das am besten ausgestattete Lager auf Lesbos gewesen, ein Lager bestehend aus festen und heizbaren Containern, in denen vorwiegend besonders schutzwürdige Flüchtlinge untergebracht waren. Menschen, die aufgrund ihres hohen aber auch sehr jungen Alters wegen körperlicher Behinderungen und Kriegsverletzungen oder chronischer Krankheiten auf besondere Unterstützung oder besondere Hilfsmittel wie Rollstühle angewiesen sind.
Die Menschen seien früh morgens um 5 Uhr aus ihren Unterkünften geholt und in das neue Lager Moria 2 gebracht worden, ein Lager, das bei vielen Flüchtlingen und ehrenamtlichen Helfern einen sehr schlechten Ruf genießt. So gibt es dort kein fließend warmes Wasser und viel zu wenige Toiletten und sanitäre Anlagen. Die Schotter und Sandwege zwischen den Zelten verwandelten sich nach einem Regen in kleine Bäche und hinterließen Schlammwüsten. So würde das Wasser aufgrund des fehlenden Zeltbodens oft auch direkt durch die Zelte und Schlafplätze laufen. Verzweifelt versuchten die Bewohner, Gräben zu ziehen und Steindämme um ihre Zelte zu errichten.
So sei auch eine eigenständige Mobilität für die Rollstuhlfahrer aufgrund des weichen Untergrunds nicht mehr möglich. In den großen Zelten, sogenannten Isoboxen, würden zwei bis drei Familien mit bis zu zehn Personen auf engstem Raum untergebracht. Ein Mindestmaß an Privatsphäre sei nicht gegeben. Menschen mit Behinderungen könnten keine normale Toilette benutzen und müssten ihre Notdurft inmitten anderer Menschen verrichten. Für sie ist es ein Verzicht auf ein primäres Menschenrecht.
Trotz aller Bestürzung und scheinbarer Hilflosigkeit gegenüber der Situation im Lager Moria 2, ruft die Initiative „Wir machen mit“ zum Protest gegen die menschenunwürdigen Lebensbedingungen auf. Dem Protest können Menschen in der Region durch Briefe an den griechischen Botschafter in Deutschland eine Stimme geben.
Ein Beispielschreiben für einen Protestbrief und weitere Informationen gibt es auf der Internetseite www.wir-machen-mit.org.
Spendenaufruf
Im November startete „Wir machen mit“ eine Spendenaktion, um Notleidenden rund um das abgebrannte Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos zu unterstützen und die Lebensbedingungen der seit Monaten auf Lesbos festsitzenden Migranten zu verbessern. Über Kontakte der Fotografin Alea Horst und dem Mainzer Arzt Gerhard Trabert, stieß die Initiative im Flüchtlingscamp auf die Physiotherapeutin Fabiola Velasques. Die Chilenin lebt auf der Insel und kümmert sich ehrenamtlich um Not leidenden Menschen. Sie steht ihnen in medizinischen Fragen zur Seite und gibt den traumatisierten Menschen eine psychische Stütze.
Da Velasques ihren bisherigen Arbeitsplatz in einem Container räumen musste, war die Finanzierung einer neuen, basismedizinischen Gesundheitsstation im Umfeld des Lagers erforderlich. „Wir machen mit“ unterstützt das kleine, überschaubare aber gezielte Projekt mit einem erfahrenen, zuverlässigen Partner vor Ort weiterhin. Ein erster Betrag von mehr als 44 000 Euro ist bereits übergeben. Weitere Spenden sind willkommen. Informationen gibt es im Internet unter www.wir-machen-mit.org.
Das Spendenkonto ist eingerichtet bei der Naspa, IBAN DE 76 5105 0015 0604 0147 00, SWIFT-BIC: NASSDE55XXX. Der Verwendungszweck lautet „Spende wir-machen-mit“.
Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.
0 Kommentare